Zum vierten Mal in Folge stand für die D-Jugend am ersten Januar-Wochenende der Saisonhöhepunkt auf dem Programm. Als Spielgemeinschaft Rheinbach/Königsdorf –eine Kooperation des TV Rheinbach mit der TuS Königsdorf – machten sich am Freitag 14 Spieler samt Trainern, Betreuern und einer imposanten 30-köpfigen Begleitschar auf den Weg nach Hannover.
Die Gastgeber vom TSV Anderten veranstalteten zum mittlerweile 11. Mal die größtmögliche Talentsichtung im deutschen D-Jugendhandball, die Handball Mini-WM. Insgesamt 24 Mannschaften aus ganz Deutschland trafen sich zum Kräftemessen, gespielt wurde im original WM-Turniermodus; jedem der 24 teilnehmenden Teams wurde hierbei im Vorfeld eine Nation zugelost.
Die JSG Rheinbach/Königsdorf vertrat in den traditionell blau-roten Farben die Auswahl Serbiens. Nach Ankunft in den beiden Kooperations-Mannschaftshotels und der großen Willkommens-Poolparty für alle Spieler am Freitagabend, ging es am frühen Samstagvormittag für die Nachwuchshandballer direkt in die Vollen.
Um 06:30 Uhr beendeten die Trainer die Nachtruhe und riefen zum gemeinsamen Frühstück und Spaziergang, um den Schlaf aus den müden Knochen zu bekommen. Hiernach Abfahrt zum Spielort, die Gruppenphase wurde in insgesamt vier verschiedenen Hallen gespielt.
Im von Nervosität und Aufregung geprägten ersten Gruppenspiel trafen die jungen Serben auf Deutschland (JSG Weserbergland). Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte man sich im weiteren Spielverlauf leicht absetzen und den Auftakt mit 8:4 für sich entscheiden. Ein Ergebnis, das vor dem Hintergrund, dass sich die deutsche Mannschaft im Turnierverlauf kontinuierlich steigerte, ein ganz wichtiges war.
Spiel 2 gegen Südkorea (HSG Grönegau Melle) sprach dem Nachwuchs aus Rheinbach/Königsdorf eine Favoritenstellung zu, diese wurde angenommen, konzentriert bewältigt und mit dem 9:2-Erfolg gelang ein perfekter Auftakt.
Mit Russland (HSG Nordhorn) wartete der vermeintlich dickste Brocken der Gruppenphase in Spiel 3. Die Russen, ebenfalls in den ersten beiden Spielen siegreich, mussten sich einer ganz starken Defensivleistung der Serben beugen. Hochaufmerksam, aktiv und extrem effektiv konnte man auf Seite von Rheinbach/Königsdorf auf einen nie für möglich gehaltenen 8:2-Sieg blicken. Spätestens jetzt waren Trainer und Fans zum ersten Mal hemmungslos begeistert und völlig aus dem Häuschen.
Ein ganz anderer Verlauf dann in Spiel 4, Gegner war Frankreich (GIW Meerhandball). Gegen die favorisierten Jung-Serben setzten die Franzosen immer wieder gefährliche Nadelstiche, die Mannschaft der JSG Rheinbach/Königsdorf sah sich plötzlich einem 2-Tore-Rückstand gegenüber. Dann passierte das, was man wohl als nächsten Entwicklungsschritt einer Mannschaft bezeichnet; es ging ein Ruck, mehr wohl ein Beben, durch das Team. Es wurde gekämpft, gebissen, gerannt, angefeuert, unterstützt, auf der Platte, auf der Bank und von der Tribüne. Am Ende konnte das Spiel tatsächlich noch gedreht werden, um mit dem 9:7-Endstand bereits vorzeitig den verlustpunktfreien Einzug in die Hauptrunde zu sichern.
Im letzten Gruppenspiel wartete mit Brasilien (HSG Eckbachtal) ein sehr agiler und stark auftretender Gegner. Auf serbischer Seite bekamen alle Spieler ausreichend Spielzeiten und konnten sich als Team beweisen. Die knappe 6:7-Niederlage war hierbei am Ende völlig nebensächlich.
5 Spiele in der Gruppenphase, Gruppensieger und mit 4:0 Punkten in die Hauptrunde, ein bereits zu diesem Zeitpunkt sensationelles Ergebnis. Viel Zeit zum Feiern blieb allerdings nicht, denn es ging beinahe nahtlos weiter mit den Spielen der Hauptrunde.
Mit Mazedonien (HSV Hamburg) wartete hier einer der ganz dicken Fische auf die JSG Rheinbach/Königsdorf. Gegen ein Nachwuchsteam, das von der Spielanlage sicherlich zu einem der besten in Deutschland gehört und dieses am Ende auch mit Turnierplatz 2 klar bewies, bewegte man sich lange Zeit auf Augenhöhe. Das Ziel, den großen Favoriten immer wieder zu ärgern und eigene Nadelstiche zu setzen, wurde voll erreicht, und so konnte am Ende auch jeder mit der 4:9-Niederlage gut leben.
Dicke Brocken – Teil II: Das nächste Hauptrundenspiel sah Japan (SG AC/Eintracht Berlin) als Gegner. Hier holten die Jungs aus Rheinbach/Königsdorf sehr zur Begeisterung ihrer Anhänger zum wiederholten Mal alles aus sich heraus, gingen bis und über die Leistungsgrenze und konnten das Spiel mit 9:7 für sich entscheiden.
Nach 7 Spielen war dann Tag 1 beendet, abends ging es für die Spieler zum großen Spieler-Buffet, während die Eltern den Turnierorganisatoren ihren Dank und Respekt beim großen Gala-Dinner zollten.
Voll konzentriert in Tag 2, der Turnierhöhepunkt der Finalspiele in der großen Halle am Eisteichweg. Jugendhandball vor gut 700 – 800 Zuschauern, ein absolutes Highlight für alle Spieler und Begleiter.
Im letzten Hauptrundenspiel trafen die Serben auf Spanien (HSG Dudenhofen), eine Mannschaft, die körperlich und von der Spielanlage klar in einer anderen Liga unterwegs ist. So wurde zwar die Aussicht auf das Halbfinale, für das ein Unentschieden gereicht hätte, gesehen, am Ende stand jedoch ein völlig verdienter 14:4-Erfolg einer in diesem Spiel deutlich breiter und besser aufgestellten spanischen Mannschaft.
Somit war klar, dass die JSG Rheinbach/Königsdorf am Ende um einen nie für möglich gehaltenen 5. Platz spielen würde. Gegner in diesem Spiel war die Mannschaft aus Norwegen (VfL Horneburg). Es entwickelte sich vom Anwurf an ein Spiel auf Augenhöhe, beide Teams schenkten sich keinen Zentimeter und konnten die Führung des Gegners immer wieder egalisieren. Die Serben zwangen ihre norwegischen Gegner mit starken Offensivaktionen immer wieder zur harten Defensive und insgesamt 4 Siebenmetern, die allesamt verwandelt wurden. Eine klasse Nervenleistung. Auch vom Ausgleich in der letzten Spielminute der zu diesem Zeitpunkt in doppelter Unterzahl spielenden Norweger ließen sich die Serben nicht aus dem Konzept bringen und schlugen erneut mit dem Führungstreffer zurück. Die pure Dramatik dann mit dem Schlusspfiff: Der letzte Wurf der Norweger fand zwar seinen Weg ins serbische Tor, kam allerdings um Sekundenbruchteile zu spät. Beim Endstand von 7:6 brachen bei Spielern, Trainern und Anhängern alle Dämme vor Begeisterung.
Mit dem erneuten Gewinn des Zuschauerpreises für den verrücktesten Fan / die verrücktesten Fans, der Wild Card für die Handball Mini-EM 2020 an gleicher Stelle, gab es bei der abschließenden Siegerehrung noch einen weiteren Höhepunkt auf serbischer Seite.
Am Ende waren alle völlig ausgepumpt, maximal glücklich und sich einig: So schön kann nur Handball sein!
Für das tolle Turnier bedanken wir uns bei allen Turnierorganisatoren, Helfern und Mannschaften sehr herzlich. Ihr seid die Größten.
Der ganz besondere Dank aber gilt der grandiosen Mannschaft, die diese Bezeichnung wahrhaft verdient hat. Danke an Philipp, Louis, Lazar, Malte, Paul, Tom, Merlin, Mo, Jonathan, Julius, Tim, Till, Moritz und Ben. Ihr seid die Allergrößten!
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© Fotos: Klaus Linz